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Das Gebäude des FSB in Kaliningrad
Der russische Inlandsgeheimdienst FSB hat die Drohung ausgesprochen, dass Anbieter von Maildiensten und Internet-Telefonie aus dem Ausland aus Russland verbannt würden. Hintergrund der Drohgebärde dürfte der Wunsch sein, diese Dienste durch Hintertüren besser abhören zu können.
Unwillkürlich fühlt man sich ein wenig an den Kalten Krieg erinnert. Der russische FSB, Inlandsgeheimdienst und indirekter Nachfolger des berüchtigen KGB, hat Ende letzter Woche ausländischen Diensten wie Microsofts Hotmail, Googles Gmail und Skype angedroht, dass sie aus Russland verbannen würden. Grund sei, dass ein nicht kontrollierbares Sicherheitsrisiko durch den "unkontrollierten Einsatz" von E-Mail- und Internet-Telefoniediensten entstehen würde, so Alexander Andreyechkin, Leiter der Abteilung für Information und Kommunikation beim FSB. Die starke Nutzung solcher Dienste, und somit auch der dazugehörigen ausländischen Verschlüsselungstechnologie, sorgt bei dem Geheimdienst für einiges Kopfzerbrechen, so meldet es zumindest die russische Nachrichtenagentur RIA Novosti.
Der russische Inlandsgeheimdienst ist dazu berechtigt, ohne die Genehmigung eines Richters elektronische Kommunikation abzuhören. Es ist ihm bereits möglich, so die Vermutung von Vertretern des russischen Parlaments und Sicherheitsexperten, die normalen Verschlüsselungen zu knacken, aber nicht in der gewünschten Geschwindigkeit. Die Drohung ziele also nicht wirklich darauf ab, die Dienste zu sperren, sondern sie zur Kooperation zu zwingen, so der Sicherheitsanalyst Andrei Soldatov. Der FSB will von den Anbietern, dass sie Hintertüren für de Geheimdienst in ihre Internetdienste einbauen. Soldatov bezeichnete eine solche Entwicklung als "alarmierend".
Die Reaktionen auf den Vorstoss sind unterschiedlich. Aus Kreisen der Regierung wurde Andreyechkin gerügt, er hätte mit diesen "voreiligen Überlegungen" seine Kompetenzen überschritten. Igor Shchegolev, der russische Kommunikationsminister, sagte, dass es im Moment keine Vorhaben gäbe, Internetdienste aus dem Ausland zu sperren. Einer seiner Stellvetreter gab aber zu, dass man bis Oktober über mögliche Regulierungen von Verschlüsselungen nachdenke. Von einem Sprecher von Wladimir Putin, derzeit Ministerpräsident Russlands, hieß es, dass die Gedanken des FSB legitim seien. Am Samstag dann dementierte ein Sprecher des FSB offiziell die Existenz von Forderungen des Geheimdienstes nach der Sperrung von öffentlichen Kommunikationsdiensten. Die Forderung nach einer Blockade kommt aber nicht zum ersten Mal auf.
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